Die Flasche und der Abgrund

Die Flasche und der Abgrund

Die Flasche und der Abgrund,
Gedanken zum Suizid.
Durch die Augen eines anderen verliert die Sicht auf sich selbst an Schrecken.

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Der Tag beginnt. Immer gleich. Die Sonne geht auf, blendet sich durch das schäbige Fenster, trifft das Gesicht, das im Bett liegt wie eine leblose Puppe. Nur noch Schwere, nichts mehr dahinter. Alles, was mal leicht war, ist lange abgelegt. Die Luft ist abgestanden, riecht nach altem Rauch, der Aschenbecher quillt über, und neben dem Bett steht die leere Flasche, die ihn auch die letzte Nacht bis zum Ende begleitet hat.

Ein paar Gedanken zum Thema, zum anhören:

weiter im Text…

Der Kopf ist schwer, voller dumpfer Schläge, als hätte jemand einen verdammten Presslufthammer im Schädel festgebohrt. Kein Wasser, kein Kaffee, keine Routine – alles hat er schon aufgegeben, ohne es zu merken. Es ist ein Stolpern von Tag zu Tag, von Glas zu Glas, und irgendwo dazwischen die Erinnerung an das, was mal war und nie wieder sein wird. Früher hätte er sich geschämt, jetzt ist es ihm egal. Da steht nichts mehr auf dem Spiel.
Der Spiegel im Bad zeigt ein Gesicht, das ihm fremd ist. Ein zerfurchtes, schlaffes Etwas, gezeichnet von Jahren des Scheiterns und einer Einsamkeit, die sich nicht abstreifen lässt. Die Augen, gelblich, gerötet, starren leer zurück. Manchmal meint er, jemanden anders darin zu sehen, als wäre da noch ein Rest von dem, was mal war. Doch diese Gedanken verfliegen wie Rauch im Wind. Die Nacht ist lang, die Tage noch länger, und irgendwo dazwischen kriecht die Dunkelheit in ihn hinein, krallt sich fest, lässt nicht los.
Alkohol ist der letzte Freund, der bleibt. Ein Glas, noch ein Glas, noch ein bisschen Betäubung, noch ein bisschen Ruhe in der tosenden Stille. Die erste Flasche öffnet er gegen zehn, als wäre es eine Art heilige Zeremonie, und er trinkt, um das Zittern zu vertreiben, um die Kälte loszuwerden, die ihm in den Knochen steckt. Doch das Glas lässt ihn nur weiter sinken, tiefer und tiefer in ein Loch, das keinen Boden hat. Es ist, als wäre er schon längst gestorben und seine Knochen würden einfach nur weitergehen.
Umarmung des Vergessens.
Er ist ein Schatten seiner selbst, bewegt sich durch das Leben wie ein Gespenst, das sich längst verabschiedet hat. Die Freunde, die Familie – sie alle sind nur Erinnerungen, flüchtige Bilder, die durch die Gedanken jagen und so schnell wieder verschwinden, wie sie gekommen sind. Niemand hat es lange mit ihm ausgehalten. Sie alle haben die Hoffnung aufgegeben, dass er sich ändern könnte, dass er irgendwann wieder „normal“ werden könnte. Und er selbst? Er hat sich auch längst aufgegeben.
Die Nächte verbringt er alleine. Er sitzt in seinem kleinen Zimmer, der Fernseher rauscht im Hintergrund, aber die Bilder flimmern nur, er hört nicht hin. Es ist nur ein leises Summen, das die Stille übertönt. Und während er trinkt, wandern die Gedanken immer wieder zu diesem einen Fenster im achten Stock. Ein Gedanke, der immer da ist, wie eine kleine Flamme, die auch im kältesten Winter nicht erlischt.
Er hat es sich so oft vorgestellt, wie es wäre, einfach zu springen. Einmal, nur einmal den Mut zusammennehmen und alles beenden. Es ist ein Traum, der wie ein Gespenst in ihm lebt. Der Gedanke an den Aufprall, an das kurze, dumpfe Ende, das ihn erlösen könnte von all den Erinnerungen, der Scham, der Leere, die wie ein Krebsgeschwür an ihm frisst. Aber er ist zu feige. Zu feige, um zu springen, und zu feige, um weiterzumachen. Gefangen in einem endlosen Nichts, aus dem es kein Entrinnen gibt.
Er hat aufgehört zu zählen, wie viele Flaschen es waren, wie viele verfluchte Nächte er durchwacht hat, ohne zu schlafen, nur um das Morgenlicht durchzustehen. Der Alkohol ist sein Begleiter, sein Betäubungsmittel, sein einziger Trost. Es gibt nichts anderes mehr, keine Liebe, keine Freude, keinen Frieden. Alles, was bleibt, ist die Flasche, die Stille und das ständige Summen des Fernsehens, das ihm hilft, die Gedanken zu übertönen.
Manchmal sitzt er auf dem Fensterbrett, den Blick nach unten gerichtet. Acht Stockwerke. Eine kurze Strecke, und doch würde es eine Ewigkeit dauern. Der kalte Wind streicht über sein Gesicht, der Alkohol ist noch in seinem Blut, und für einen Moment spielt er mit dem Gedanken, einfach loszulassen. Doch dann greift er sich wieder die Flasche, nimmt noch einen Schluck und lässt den Gedanken im Nichts verglühen.

Gedanken…

„Im Abgrund“
jeden Abend stehe ich
an der Kante,
blicke hinunter
in das schwarze Nichts.
der Wind heult,
flüstert mir zu,
„lass los, komm herab“.
doch ich bin feige.
ich bleibe,
trinke,
und das Nichts
lacht leise.

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Es ist eine Farce, dieses Leben. Eine endlose Wiederholung der gleichen sinnlosen Handlungen. Er weiß nicht mehr, was er sucht, warum er weitermacht. Vielleicht ist es nur der Alkohol, der ihn weiter durch die Tage schleppt, von einem Tag zum nächsten, von einer Flasche zur nächsten. Es ist eine Spirale, aus der es kein Entrinnen gibt. Er weiß das. Und er hat aufgehört, nach einem Ausweg zu suchen.


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Disclaimer: Dieser Blogbeitrag wurde von einem Menschen geschrieben – zumindest vorerst noch! 😉

Ich stehe in keiner Beziehung zu genannten Unternehmen, Organisationen oder Personen, es sei denn, ich habe dies ausdrücklich erwähnt.

Bilder, Text, Audios und Videos können KI generiert sein…

Bis zum nächsten Beitrag…

Gerhard